Autismus
Autismus ist eine sehr tiefgreifende Entwicklungsstörung. Sie tritt meist vor dem 3. Lebensjahr auf. Zum Autismus bzw. zu den Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) gehören der frühkindliche Autismus, der atypische Autismus, das Asperger-Syndrom sowie das Rett-Syndrom.
Die kognitiven Fähigkeiten von Menschen mit Autismus sind sehr unterschiedlich. Sie reichen von geistiger Behinderung bis hin zu normaler Intelligenz. Einige von ihnen zeigen erstaunliche Teilleistungen im Rechnen, in technischen Disziplinen, in der Musik und auf anderen Gebieten. Aufgrund ihrer Einschränkungen benötigen viele autistische Menschen – manchmal lebenslang – Hilfe und Unterstützung, häufig geht Autismus mit weiteren Beeinträchtigungen einher.
Symptome bei Autismus
- Probleme beim wechselseitigen sozialen Umgang und Austausch (etwa beim Verständnis und Aufbau von Beziehungen)
- Auffälligkeiten bei der sprachlichen und nonverbalen Kommunikation (etwa bei Blickkontakt und Körpersprache)
- eingeschränkte Interessen mit sich wiederholenden, stereotyp ablaufenden Verhaltensweisen
Ursachen von Autismus
Die genaue Ursache für Autismus ist nicht eindeutig geklärt. Als mögliche Ursachen gelten:
- Genetische / neurologische Faktoren (z.B. Gehirnhautentzündung)
- Biochemische Faktoren (z.B. erhöhter Serotoninspiegel)
Formen von Autismus
Frühkindlicher Autismus
Der frühkindliche Autismus äußert sich in einer beeinträchtigten und auffälligen Entwicklung vor Vollendung des 2. Lebensjahres (nach ICD-10/V F84.0).
Diese lässt sich in drei Bereiche unterteilen:
Qualitative Beeinträchtigung der Kommunikation
- Verzögerung der Sprachentwicklung
- Stereotype Verwendung von Sprache (eigentümliche Verwendung von Wörtern / Phrasen)
- Auffallende Stimmqualität und untypische Intonationsmuster
- Häufig Störungen im Sprachverständnis (rezeptiv) oder in der Sprachproduktion (expressiv)
- Fehlender Gebrauch kommunikativer Fähigkeiten (z.B. Gestik / Mimik)
Qualitative Beeinträchtigung der gegenseitigen sozialen Interaktion
- Defizite in der sozialen Kommunikation und Interaktion (z.B. mangelnder Blickkontakt / unangemessene emotionale Signale)
- Defizite im gemeinsamen Aufmerksamkeitsfokus (joint attention)
Eingeschränkte und stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten
- Starre Routinen bei alltäglichen Beschäftigungen
- Stereotypische motorische Bewegungen
Atypischer Autismus
Der atypische Autismus äußert sich in einer beeinträchtigten und auffälligen Entwicklung nach Vollendung des 2. Lebensjahres (nach ICD-10/V F84.1).
Er gilt als mildere Variante des frühkindlichen Autismus.
Ein weiteres Abgrenzungsmerkmal zum frühkindlichen Autismus ist die nicht vollends entsprechende Symptomatik.
Der atypische Autismus tritt besonders häufig bei schwer beeinträchtigten Kindern auf, hier ist insbesondere das Sprachverständnis (rezeptiv) gestört.
Rett-Syndrom
Das Rett-Syndrom äußert sich in einer beeinträchtigten und auffälligen Entwicklung aufgrund einer Enzephalopathie zwischen dem 6. Lebensmonat und 4. Lebensjahr (nach ICD-10/V F84.2).
Auf eine weitgehend unauffällige Entwicklung folgt zunächst ein Stillstand und schließlich der Verlust bereits erworbener Fähigkeiten (z.B. Laufen / Sprechen / Gebrauch der Hände). Davon betroffen sind fast ausschließlich Mädchen.
Zu den Begleitsymptomen können gehören:
- Ataxie
- Skoliose
- Epilepsien
- Atemunregelmäßigkeiten
- Bruxismus (Zähneknirschen)
- Apraxie
- Handstereotypien (Bewegungen ähneln dem Händewaschen)
- Häufig Störungen im Sprachverständnis (rezeptiv) oder in der Sprachproduktion (expressiv)
- Fehlender Gebrauch kommunikativer Fähigkeiten (z.B. Gestik / Mimik)
- Scheinbar mangelndes Interesse an Umwelt / Mitmenschen
Asperger-Syndrom
Das Asperger-Syndrom äußert sich in einer qualitativen Beeinträchtigung der gegenseitigen sozialen Interaktion (nach ICD-10 /V F84.5).
Es gilt als mildere Variante des frühkindlichen Autismus und betrifft in der Regel nur Jungen.
Folgende Symptomatik ist dabei charakterisierend:
- Keine Verzögerung der Sprachentwicklung
- Keine kognitive Entwicklungsverzögerung
- Ungewöhnliche und sehr ausgeprägte Interessen
- Stereotype Verhaltensmuster
- Häufig auffällige Kommunikation
Therapie bei Autismus
Die Therapie beinhaltet den Aufbau und die Erweiterung der kommunikativen Möglichkeiten. Dabei werden Maßnahmen zur Strukturierung und Reizreduzierung erarbeitet.
Das Therapieziel ist die Vermittlung basaler, sprachrelevanter Fähigkeiten, um den Spracherwerb zu unterstützen und die Kommunikation im Alltag zu erleichtern.
Inhalte
- Sprachlicher Aufbau
- Erarbeitung einer individuellen Basiskommunikation (verbal / nonverbal)
- Förderung kommunikativer Fähigkeiten
- Einsatz von Unterstützter Kommunikation (UK): z.B. Gestik / Gebärden / Bildsymbole / elektronische Kommunikationshilfen